Anders und (un)sichtbar.
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Anders und (un)sichtbar.

@ Margot Dennler

Diese Woche freue ich mich sehr, Euch Margot und ihre Familie vorzustellen. Margot ist 49 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Österreich. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Sohn und ihrem Mann in der schönen Schweiz. Ihr Sohn hat die mittlere Hilflosenentschädigung, dieses ist wie Pflegegeld zu verstehen. Ihre Kraftquellen sind der christliche Glaube, ihre Familie, Freunde und Hobbies.

Magst Du Dich und Deine Familie kurz vorstellen? Was ist bei Dir /Euch anders und unsichtbar?
Ich stottere aber habe selber keinen Ausweis oder eine Pflegestufe. Mein Mann Samuel ist 52 Jahre und hatte mit 3 Wochen eine Hirnhautentzündung. Die Folgen dieser Entzündung sind hinken, schielen, und eine Verminderung der Belastbarkeit. Mein Mann bezieht daher eine 3/4 Rente. Unser Sohn Jonathan ist 14 Jahre alt und hat eine Muskeldystrophie des Typs Duchenne (muskuläre Erbkrankheit), Kleinwuchs und eine Lernschwäche.

@Margot Dennler

Wo und wie wird Deine/Eure unsichtbare Behinderung im Alltag sichtbar? Wie beeinflusst Dich/Euch die Behinderung im Alltag?
Sobald ich sprechen muss, fange ich an zu stottern. Zum Glück nicht immer in jeder Situation. Mein Mann kann nicht so schnell arbeiten und ist auch nicht stark belastbar. Bei Jonathan lässt die körperliche Kraft immer mehr nach. Mittlerweile kann er nur noch mit einem Rollator einige Meter laufen. Seine Arme sind noch gut beweglich. In der Schule ist er im Fach Mathematik noch nicht so weit wie die anderen Kinder.

Was war die blödeste Reaktion in Bezug auf Deine Behinderung, mit der Du je konfrontiert warst?
Ich wurde oft ausgelacht oder für dumm gehalten. Bei meinem Sohn wurde mir früher immer wieder gesagt, dass er sich noch normal entwickeln würde. Sätze wie: “ Das kommt schon noch“ oder „Das ist ja nicht so schlimm“, habe ich öfter zu hören bekommen. Von meinem Mann wurde bei der Arbeit immer sehr viel Leistung und Tempo erwartet, die er aufgrund seiner Einschränkung nicht vollbringen konnte.

Was war Dein positivstes Erlebnis in Bezug auf Deine Behinderung im Alltag?
Interessiertes nachfragen, Bewunderung und Lob.

Welche Reaktionen und Verhaltensweisen Deiner Mitmenschen würdest Du Dir wünschen?
Offene Fragen, normales Verhalten und in einigen Situationen einfach Hilfe anbieten

Hast Du einen Tipp, wie man mit doofen Situationen und unfreundlichen Menschen umgehen kann?
Entweder das Gespräch suchen, ignorieren oder eine „kernige“ Antwort geben.

Würdest Du Dir wünschen, dass Deine Behinderung (Eure Behinderung) sichtbarer wäre?

@ Margot Dennler

Wenn ja/nein, warum?
Ja manchmal wünsche ich es mir, da es für manche Ämter, Behörden und Mitmenschen einfacher wäre, die Einschränkungen einzuordnen.

Hattest Du schon einmal (unbegründete) Vorurteile einem anderen Menschen gegenüber? Wenn ja, warum?
Ja, weil ich den Menschen in manchen Situationen nur nach seinem Äußeren beurteilt habe.

Wie sieht für Dich eine ehrliche Begegnung aus?
Gegenseitiges Interesse und ein Geben und Nehmen.

Vielen lieben Dank liebe Margot für das offene Interview!


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