Unser Alltag
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Ein gemütlicher Restaurantbesuch – oder so ähnlich!

Ich habe diesen Artikel, nach einem Restaurantbesuch bei Toshibo in Bremen geschrieben und ihn an verschiedene Zeitungen geschickt. Ich hatte meinen Sohn bei diesem Besuch nicht dabei, was im Endeffekt eine sehr gute Entscheidung war. Aber liest bitte selber!

Alleinerziehend… – das bin ich! Ein schwerbehindertes Kind …- das habe ich noch dazu. Wenn man alleinerziehend ist, trifft man automatisch viele alleinerziehende Frauen oder Männer. Wenn man Glück hat verbindet einen dann nicht nur der Status und man freundet sich an. Wie das dann so ist, möchte man auch gerne hin und wieder etwas zusammen unternehmen. Wenn man nicht das Glück hat seine Eltern oder andere Verwandte in der Nähe zu haben, muss man – oder möchte man vielleicht auch – seine Kinder mitnehmen. Man kann ins Café, in einen Park, ins Kino oder einfach in ein Restaurant gehen. Letzteres habe ich letzte Woche Freitag mit 2 alleinerziehenden Freundinnen und Ihren Kindern gemacht. Wir waren also insgesamt zu 7 und ich habe uns einen Tisch im Toshibo im Schnoor für 18 bis 20 Uhr reserviert. Ich habe mir im Vorhinein überlegt, dass wir in diesem Zeitraum am Wenigsten auffallen bzw. andere Gäste ohne Kinder stören – so eine Denkweise nimmt man nach ungefähr 2 Jahren alleinerziehend mit einem behinderten Kind in Deutschland an. Wir kommen also in diesem schönen , sehr, ich meine sehr kleinen, Sushi Restaurant an und machen es uns gemütlich während wir noch auf unsere Freundin mit Ihren 2 Kindern, 4 und 6 Jahre alt, warten. Bis jetzt ist noch alles gut… Eine Viertelstunde später betritt dann auch unsere Freundin mit Ihren 2 kleinen Kindern das Restaurant. Da ich mittlerweile sehr sensibel geworden bin, fällt mir gleich auf, dass die Dame hinter dem Sushi Tresen etwas irritiert ist. Wir sitzen mittlerweile alle am Tisch und die Kinder probieren Ihre Essstäbchen und die dazugehörigen „Untersetzer“ aus sowie die noch leeren Gläser. Das war der 1. Anlass der energischen Dame hinter dem Sushi Tresen hervor zu hechten und den Kindern die Gläser aus den Händen zu nehmen sowie die Essstäbchenuntersetzer und sie wieder richtig zu platzieren. Okay, habe ich mir gedacht, ich werde das mal weiter beobachten aber wir waren ja heute schließlich hier, um das Essen zu genießen und uns mal nicht zu stressen… Nachdem wir alle bestellt haben, kamen die Getränke. Es wurde dann von Seiten der Bedienung ein wenig Holunderblütensaft auf meine Freundin gegossen aber das ist ja nicht weiter schlimm… Als dann die Getränke der Kinder kamen, haben sie sich gleich darüber hergemacht. Sie wollten leider kein Eis in ihrer Schorle haben und haben daraufhin versucht, das Eis aus der Apfelsaftschorle zu bekommen. Das war ein weiterer Anlass für die Dame von Ihrer Sushi Theke hervor zukommen und den Kindern die Schorlen aus der Hand zu nehmen und erst einmal Ihre Hände mit einem Handtuch zu säubern. Da das Restaurant wirklich sehr klein ist, hat man keine andere Möglichkeit, als fast direkt an der Theke zu sitzen und somit genau unter Beobachtung zu stehen. Das haben die Kinder und wir Mütter mittlerweile auch gespürt… Aber wir versuchten unserer Lebensdevise „Jetzt bloß nicht stressen, wir schaffen das – (das wird schon alles wieder)“ treu zu bleiben… Nachdem die Kinder ungefähr 20 Minuten einigermaßen ruhig – unter strenger Beobachtung – auf Ihren Stühlen saßen, nicht zu vergessen 4 und 6 Jahre alt, kam zum Glück unser Essen. Für die Kinder Spaghetti und für uns Erwachsenen Sushi. Die Hälfte der Spaghetti wurden auf Anhieb gegessen. Zum Glück gibt es im Schnoor keine Autos und die Kinder konnten draußen vor dem Restaurant ein wenig umherlaufen und die Gegend erkunden. Einige Entdeckungen wollten sie uns gleich detailliert schildern und sind dann einige Male hin und hergelaufen. Wir baten sie dies nicht zu tun und haben die Tür, falls sie vergessen wurde zu schließen, sofort geschlossen und die Kinder, wenn nötig, erneut ermahnt. Ein Fenster war geöffnet, was die Kinder veranlasst hat, dort durchzuschauen, um uns zu unterhalten. Das war der energischen Dame dann wieder zu viel und sie hat das Fenster voller Elan und mit lautstarker Beschwerde geschlossen. Nachdem die Kinder das Restaurant danach wieder betreten haben, war es der Dame, die sich mittlerweile als Besitzerin des Ladens entpuppt hatte, endgültig zu viel und hat sich direkt an uns gewandt. Dieses hat sie allerdings nicht diskret und höflich sondern sehr laut und sehr verärgert gemacht. Meine Freundin durfte sich dann anhören, dass sie die schlecht erzogensten Kinder hat und sie als Mutter komplett versagt hat. Ihrer Meinung nach müssen Kinder 2 Stunden still auf dem Stuhl sitzen können, ansonsten würde man etwas bei der Erziehung falsch machen. Wir haben dann nach der Rechnung verlangt. Leider hat die Tochter meiner Freundin sich noch erlaubt aus der Tür zu schauen, die aus Glas bestand. Das war jetzt eindeutig zu viel, da die energische Dame nun nicht nur den Boden nochmal wischen muss sondern zudem auch noch die kompletten Fenster putzen muss, so sagte sie es zu uns in einem äußerst hässlichen Ton. Weiter haben wir dann zu hören bekommen, dass wir besser bei McDonald oder bei der Sushi Factory untergebracht wären und nicht in ihr Klientel passen. Mit diesen Worten wurden wir dann sehr direkt aus dem Laden komplementiert. Nachdem wir natürlich die Rechnung über 150.- Euro bezahlt hatten, ohne Trinkgeld versteht sich.

Es mag natürlich ein blöder Zufall sein, dass wir nun alle alleinerziehende Mütter waren und ich möchte damit auch kein Mitleid hervorrufen oder mich sonst irgendwie über unsere Lebenssituation beschweren. In erster Linie sind wir glückliche Frauen, alle mit einem anderen Hintergrund und mit einer anderen Geschichte, die ihr Leben alleine meistern bzw. meistern müssen und dieses auch gut tun. Allerdings haben wir nicht oft die Gelegenheit zusammen auszugehen und haben uns dementsprechend auf diesen Abend gefreut. Dieses Mal wollten wir nicht, wie so oft zu MC Donald oder zu Ikea gehen. Wir hatten einfach Lust auf Sushi! Ich kann verstehen, dass sich einige Menschen durch Kinder gestört fühlen, da sie in Ruhe essen wollen und /oder selber keine Kinder haben. Ich finde es auch in Ordnung, wenn man sich in angemessener Lautstärke und im richtigen Ton beschwert oder auf etwas hinweist aber so etwas wie in diesem Lokal habe ich noch nie erlebt. Wir haben uns wirklich wie Menschen 2. Klasse gefühlt und meiner Freundin, die im Alltag schon genügend Sorgen hat, ging es nach diesem Vorfall sehr schlecht. Ich würde mir sehr wünschen, dass dieser Artikel einige Leute zum Nachdenken anregt… Im Endeffekt bin ich sehr froh, dass ich meinen Sohn, der einen sehr schweren Herzfehler hat und dazu noch Autist ist, nicht mit in dieses Restaurant genommen habe – der kann nämlich nicht mal 1 Minute still sitzen…

Ich weinte, dass ich keine Schuhe hatte, bis ich einen sah, der keine Füße hatte. (Helen Adams Keller, 1880-1968, US-amerikanische Sozialreformerin und Schriftstellerin, blind und taub)

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